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The King's Man: The Beginning

The King’s Man: The Beginning ist das 2021 erschiene Prequel zu den beiden Klassikern, Kingsman: The Secret Service (2014), und Kingsman: The Golden Circle (2017). Die beiden ersten Kingsman-Teile aus dem Hause der 20th Century & Marv Studios sind Agenten-Action-Komödien-Meisterwerke. Mit einem bekannten Cast, vor allem Taron Egerton und Colin Firth in den Hauptrollen, einem perfekten Grad an Humor sowie Ersthaftigkeit und Tiefe, Kontrasten zwischen klassischer Formalität und brutaler Gewalt sowie überladener Action brachten die Filme einen frischen Wind in das Genre. Die englisch-US-amerikanischen Produktionen übertrafen inhaltlich sogar die Kingsman Komikvorlage, auf denen sie basierten. Dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an den neuen Vorgänger Film, der nun den Titel The King’s Man trägt und den Ursprung der Kingsman Agency behandelt. Vorab, ist The King’s Man so gut wie seine Vorgänger? Ein ganz klares nein: Dort wo die Stärken in Kingsman 1 & 2 lagen, fehlt es dem Prequel klar an den entscheidenden Qualitäten.


Die Handlung von The King’s Man spielt sich um den ersten Weltkrieg ab. Der Film kombiniert die Gründung der fiktiven Kingsman Agency durch Orlando Oxford (von Ralph Fiennes gespielt) mit den Ursachen und Ereignissen des Krieges. Der Antagonist des Filmes spielt dabei eine zentrale Rolle. Der ersten Weltkrieg fungiert in der Handlung als ein Mittel dieses Antagonisten, mit dem ultimativen Plan, die britische Krone durch das Deutsche Reich zu schwächen und Schottland von Grossbritanien unabhängig zu machen. So werden viele kriegsrelevante Ereignisse und Persönlichkeiten in den Film eingebaut und der Handlung entsprechend verzehrt: Das Attentat von Sarajevo; die Beziehungen des russischen Zaren Nikolaus II, dem deutschen Kaiser Wilhelm II und dem britischen König Georg V; die russische Revolution und der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten werden alle durch den Antagonisten geplant und realisiert. Historische Figuren wie der Prediger Grigori Rasputin oder Wladimir Lenin sind wiederum Marionetten des Antagonisten.

Die historischen Elemente verschaffen dem Actionfilm eine vertraute Stimmung des ersten Weltkriegs. Diese Gebundenheit an tatsächliche Ereignisse stellt eine große Schwäche für den Film dar. Das eigentliche Problem ist, dass der Film versucht, den ganzen Weltkrieg zu behandeln. Während die ersten Kingsman Teile sich standardgemäss innerhalb eines Jahres abspielen, beträgt die Zeitdimension von The King’s Man mehr als vier Jahre. So entstehen großen Abstände zwischen den Handlungstücken des Filmes und es fehlt ein Gefühl einer flüssigen Handlung. Es werden schlicht die einzelnen historischen Punkte abgehakt und die eigentliche Handlung wird darum gesponnen. Authentischer wäre es gewesen, nur einen einzigen Aspekt des ersten Weltkriegs intensiver zu behandeln und diesen mit einer kompakten Handlung über die Gründung der Kingsman zu erweitern.


Was der Film gut macht, sind die technischen Aspekte. Bild, Sound, Kameraführung sowie auch die visuellen Spezialeffekte sind, wie zu erwarten, auf hohem Branchenstandart. Zu den Settings aber gleich wieder ein Negativpunkt. Während die einzelnen Schauplätze des Films schön anzusehen sind, fehlt es oft an Authentizität. Man sieht da mal einen Innenraum des Winterpalastes oder des Reichstags, einen Schützengraben, das Oval Office oder den Kingsman-Schneidersalon. Alles wirkt aber mehr wie eine detailliert gestaltete Kulisse, da man in einer Szene nie wirklich ausserhalb eines Raumes kommt. Beispielsweise sieht man fünf Mal im Film das genau gleiche Zimmer des Reichstags und sieht auch nur dieses eine Zimmer für alle Szenen des Deutschen Reichs. Auch dies ist der bruchstückartigen Handlung zuzuschreiben, welche zu viele Charaktere in einem zu grossen Zeitraum behandeln möchte.

Auch die Charaktere können trotz dem Cast aus hoch renommierten Schauspielern zum grossen Teil nicht überzeugen. Den Hauptcharakteren fehlt an Verbindung oder Dynamik zueinander und den Nebencharakteren fehlt teils gänzlich an Funktion. Zum Beispiel hat ein bekanntes Gesicht wie Aaron Taylor-Johnson im Film ein Auftreten von vielleicht insgesamt fünf Minuten, ohne irgendeine Relevanz für die Handlung zu haben.


Auch die beiden grossen Plot-Twist funktionieren nicht wirklich. Zum einen stirbt, der bis dahin eigentliche Protagonist, Conrad Oxford (Harris Dickinson) abrupt in der Mitte des Filmes während eines unrelevanten Handlungsstranges der stückartigen Handlung. Dies brachte dem Film weder eine drastische atmosphärischen Wechsel, noch hat man als Zuschauer starke Gefühle dabei, weil der Film es nicht schafft, dramatisch auf dieses Ereignis hinzuarbeiten. Auch wird handlungstechnisch nicht wirklich etwas daraus gemacht. Denn Conrad Oxford war davor als Charakter schon in den Hintergrund gerückt und Orlando Oxford macht einfach als Protagonist so weiter, wie in der ersten Hälfe des Filmes. Als zweiter Plot-Twist wird die Identität des Antagonisten am Schluss enthüllt. Dabei handelt es sich um einen, am Anfang des Filmes, verbündeten Nebenkrater, welcher selbst aber so wenig relevant war, dass der Twist nicht den gewünschten Effekt erzielt.


Für mich war The King’s Man als unterhaltsames Popcorn-Kino, bei welchem klar das Ambiente und die Eleganz der Vorgänger fehlt. Schade, denn das Potential eines guten Filmes war vorhanden: Das Konzept hätte zu einem genialen Retro-Weltkriegs-Agenten Spektakel in der klassischen Kingsman-Manier führen können. Der erste Weltkrieg, welcher so das Prestige des Filmes darstellt, ist nicht authentisch dargestellt. Die Handlung ist zu unterbrochen, die Kulissen zu leblos. Die Charaktere können trotz grossartigen Schauspielern nicht überzeugen und die Twists hinterlassen keinen Eindruck. So stemple ich nun auch die Kingsman Reihe als von einem enttäuschendem Prequel geprägt ab. Ich hoffe, dass Kingsman 3, sollte er erscheinen, wieder so grossartig wie die beiden ersten Teile wird.


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